MFT-Objektive
Weil die Sensordiagonale bei Micro Four Thirds (MFT) halb so groß ist wie beim Kleinbildformat (KB), sind die – für gleiche Bildwinkel – benötigten Brennweiten halb so groß. Umgekehrt verdoppelt man die Brennweite eines MFT-Objektives, wenn man die entsprechende KB-Brennweite wissen möchte.
Aus den kürzeren Brennweiten resultiert eine andere (höhere!) Schärfentiefe. Beispiel KB-Optik mit 50 mm Brennweite und Blende 4: Gleicher Bildwinkel und Schärfentiefe ergeben sich mit einer MFT-Optik bei 25 mm und Blende 2,0. Oder andersherum: Stellt man bei der MFT-Optik die Blende auf 4, so entspricht dies der Schärfentiefe mit Blende 8 am entsprechenden 50-mm-KB-Objektiv. Dies ist manchmal vorteilhaft (Gruppenaufnahmen, Landschaft, Architektur), manchmal jedoch wegen der schlechteren Freistellungsmöglichkeiten auch nachteilig, z. B. in der Porträtfotografie. Hier muss man dann zu höheren Brennweiten greifen, die zudem möglichst lichtstark sein sollten – wie z.B. die 45- und 75-mm-Festbrennweiten (= 90 und 150 mm KB) von Olympus, die eine Lichtstärke von 1,8 aufweisen.
Übersichten über die MFT-Objektive (fast) aller Hersteller gibt es auf four-thirds.org, einer von Olympus betriebenen Webseite – leider nur in Englisch. Eine deutschsprachige Übersichtsseite bietet HENNIGArts. Seit DSGVO, also 2018, ist HENNINGArts leider vom Netz!
Im Folgenden eine persönliche kleine Positiv-Auswahl sehr guter Objektive. Ich habe für die Auswahl beim Preis ein oberes Limit von etwa 1.000 Euro gesetzt. Die „Highend“-Optiken darüber mögen in einzelnen Bewertungskriterien einen Tick besser sein, den oft doppelten oder dreifachen Preis gegenüber ihren günstigeren Pendants sind sie meiner Meinung nach jedoch meist nicht wert.
Da die Preise schwanken, können sie bei Interesse über den Link zum Preisvergleichs-Portal Idealo überprüft werden.
Achtung! Bei eigenen Recherchen bitte darauf achten, dass es sich bei Olympus um Objektive mit der Bezeichnung M.Zuiko handelt. Nur sie sind für das Micro-Four-Thirds-Bajonett geeignet, alle anderen passen nur auf das ältere und größere Standard-FT-Bajonett!
Auch wichtig: Bei Olympus befindet sich der Bildstabilisator in der Kamera und niemals im Objektiv. Bei Panasonic befindet sich der „Power O.I.S.“ genannte Stabilisator in den Objektiven (bis auf die Ausnahmen, für die Panasonic eine Stabilisierung als nicht nötig erachtet) und nicht in den Kameras. Ausnahmen sind die Modelle GX7, GX8, G81, G91, G9 und GH5, deren Gehäuse über eine Stabilisierung verfügen. Bei Verwendung von Olympus-Optiken an Panasonic-Kameras steht also bis auf diese Ausnahmen keine Bildstabilisierung zur Verfügung! Wenn O.I.S. zusammen mit neueren Gehäusen (ab ca. 2018) nötig ist, beim Kauf bitte auf die Objektiv-Version II achten, dann arbeiten Objektiv- und Kamera-Stabilisatoren perfekt zusammen!
Trotz genereller Kompatibilität gibt es offenbar immer wieder einmal Kamera-Objektiv-Kombinationen zwischen Panasonic und Olympus, die problematisch sind. Gut zu finden sind diese Hinweise in den einschlägigen Foren oder auch Rezensionen bei Amazon.
Zoom-Objektive
Panasonic Lumix GX Vario 7–14 mm f4.0
KB-äquivalente Brennweite: 14–28 mm, kein Filtergewinde.
Recht lichtstarkes Superweitwinkel-Zoom, das trotz seiner enorm niedrigen Start-Brennweite sehr brauchbare Ergebnisse liefert. Sehr gut für Landschaft, Architektur und Innenräume geeignet.
Preis: ab ca. 820 EUR (Idealo)
Olympus M.Zuiko Digital ED 9–18 mm f4.0-5.6
KB-äquivalente Brennweite: 18–36 mm, Filterdurchmesser: 52 mm.
Recht hochwertiges, sehr kompakt gebautes Weitwinkel-Zoom. Dank recht hoher oberer Brennweitengrenze bedingt auch schon als (wenn auch lichtschwaches) Universal-Objektiv geeignet. Die relativ geringe Lichtstärke wird durch recht gute Offenblendentauglichkeit ausgeglichen.
Preis: ab ca. 500 EUR (Idealo).
Panasonic Lumix GX Vario 12-35 mm f2.8 Aspherical Power OIS
KB-äquivalente Brennweite: 24–70 mm, Filterdurchmesser: 58 mm.
Sehr lichtstarkes, hochwertiges, schon recht weitwinkelstarkes Standardzoom.
Preis: ab ca. 800 EUR (Idealo).
Olympus M. Zuiko Digital ED 12-40 mm f2.8
KB-äquivalente Brennweite: 24–80 mm, Filterdurchmesser: 58 mm.
Sehr hochwertiges, lichtstarkes, schon recht weitwinkelstarkes Standardzoom – vielleicht eines der besten Zooms für das MFT-System!
Preis: ab 1000 EUR (Idealo)
Leica DG Vario-Elmarit 12-60mm 2.8-4.0 ASPH OIS
KB-äquivalente Brennweite: 24–120 mm
Sehr universelles Zoom-Objektiv. Dank des gegenüber Standard-Zooms leicht erweiterten Brennweitenbereichs kann das Objektiv als universelle Immer-Drauf-Optik eingesetzt werden. Kurzer Mindestabstand ermöglicht bei 60 mm Brennweite schon einen recht großen Abbildungsmaßstab.
Preis: um 1000 EUR
Panasonic Lumix G Vario 12–60 mm f3.5–5.6 II ASPH OIS
KB-äquivalente Brennweite: 24–120 mm, Filterdurchmesser: 58 mm.
Die Sparversion des entsprechenden Leica-Objektivs: Viel Kunststoff, aber spritzwasserdicht – soviel zur Verarbeitung. Der Preis liegt zwischen Einsteiger- und Highend-Zooms, die Bildqualität auch (mit Tendenz zur Einsteiger-Klasse). Es ist nicht besonders lichtstark und oft als Kit-Objektiv günstig zusammen mit einer Kamera zu haben (meist um 200 Euro Aufpreis gegenüber dem reinen Gehäuse). Im Hinblick auf den niedrigen Kit-Preis bei einem guten Angebot einfach mitnehmen!
Preis: ab 350 EUR (Idealo)
Panasonic Lumix G Vario 14–42 mm f3.5–5.6 II ASPH OIS
KB-äquivalente Brennweite: 28–84 mm, Filterdurchmesser: 46 mm.
Brauchbares und preiswertes Standardzoom, gut als "Immer-drauf-Optik" geeignet. Oft im Kit mit verschiedenen Kamera-Gehäusen zu bekommen.
Preis: ab gut 200 EUR (Idealo).
Panasonic Lumix G X Vario 35–100 mm f2.8 Power OIS
KB-äquivalente Brennweite: 70–200 mm, Filterdurchmesser: 58 mm
Sehr licht- und abbildungsstarkes moderates Telezoom (wird nur noch getoppt vom 400 Euro teureren und fast 1 kg schweren Olympus 2,8/40–150 mm). Super Ergänzung zu den lichtstarken Standard-Zooms!
Preis: ab ca. 930 EUR (Idealo)
Olympus M.Zuiko Digital ED 40-150mm f4.0-5.6 R
KB-äquivalente Brennweite: 80–300 mm, Filterdurchmesser 58 mm.
Brauchbares und preiswertes Telezoom, gut als Ergänzung zum 14–42-mm-Zoom.
Preis: ab ca. 200 EUR (Idealo)
Panasonic Lumix G Vario 45–200 mm f4.0–5.6 Aspherical OIS
KB-äquivalente Brennweite: 90–400 mm, Filterdurchmesser 52 mm.
Brauchbares und preiswertes Telezoom, gut als Ergänzung zum 14–42-mm-Zoom. Vorteil gegenüber Olympus: Der eingebaute Stabilisator!
Preis: ab ca. 220 EUR (Idealo)
Panasonic Lumix G Vario 100–300 mm f4.0–5.6 Aspherical OIS II
KB-äquivalente Brennweite: 200–600 mm, Filterdurchmesser 67 mm.
Telezoom, das schon in extreme Bereiche vordringt. Im Vergleich zum Vollformat klein, wirkt es an den meisten MFT-Gehäusen schon recht wuchtig. Eine serienmäßige Stativbefestigung fehlt leider. Die Abbildungsqualität mag nicht ganz an die des 100–400-mm-Pendants aus gleichem Hause (oder auch jenem des Konkurrenten Olympus) heranreichen, ist dennoch recht gut – und letztere sind nochmals deutlich größer, schwerer – und auch teurer.
Preis: ab ca. 550 EUR (Idealo)
Achtung! Sämtliche „Super“- oder „Reise“-Zooms mit großen Brennweiten-Verhältnissen – also alle mit ca. 14–150 mm Brennweite (= KB 28–300 mm) – taugen m. E. nicht besonders viel. Von ihnen rate ich folglich eher ab! Auch das Olympus M. Zuiko Digital ED 12-50 mm f3,5-6,3 EZ soll laut diverser Quellen keine Meisterleistung darstellen.
Lichtstarke Festbrennweiten
Die nun folgenden Objektive zeichnen sich durch hohe Lichtstärke, hohe Auflösung und geringe Fehler (Verzeichnung, Vignettierung und Farbsäume) aus. Das können Zooms nicht leisten.
Olympus M.Zuiko Digital ED 75 mm f1.8
KB-äquivalente Brennweite: 150 mm, Filterdurchmesser: 58 mm
Mittleres Teleobjektiv, eines der besten MFT-Objektive, ohne nennenswerte Bildfehler!
Hat leider seinen Preis von rund 900 EUR (Idealo)
Olympus M.Zuiko Digital 45 mm f1.8
KB-äquivalente Brennweite: 90 mm, Filterdurchmesser: 37 mm
Lichtstarkes, leichtes Tele, sehr gut als Porträtobjektiv geeignet. Mit Zwischenringen (und abgeblendet) gut auch für Nahaufnahmen geeignet. Zu dem sehr günstigen Preis ein echtes Schnäppchen!
Preis: ab ca. 260 EUR (Idealo)
Sigma DC DN 30 mm f1.4
Sehr lichtstarkes Objektiv hoher Qualität zum Superpreis. Weil es für die größeren APS-C-Sensoren berechnet ist, zeigt es wenig ernsthafte Bildfehler am MFT-Sensor (ist dafür jedoch relativ groß und schwer). An der Obergrenze der Normalbrennweiten ist es gut für die Personenfotografie und und natürlich Available-Light-Fotografie geeignet.
Preis: ca. 350 EUR (Idealo)
Panasonic Lumix G Macro 30 mm f2,8 Mega OIS
KB-äquivalente Brennweite: 60 mm, Filterdurchmesser: 46 mm
Makroobjektiv (bis 1:1) mit Bildstabilisator und hoher Abbildungsqualität. Die gemäßigte Brennweite mag den Abstand zum Objekt verringern (dazu unten mehr!), der recht große Bildwinkel sorgt jedoch auch für angenehme Perspektiven ohne die typische Tele-Wirkung. Sehr gut auch als Normal- oder Porträtbrennweite einsetzbar.
Preis: ca. 300 EUR (Idealo)
Olympus M.Zuiko Digital 25 mm f1.8
KB-äquivalente Brennweite: 50 mm, Filterdurchmesser: 46 mm
Über dieses Objektiv wird kaum geredet. Es existiert nicht einmal ein DxO-Test. Das ist schade, denn es ist lichtstark und knackscharf bis in die Ecken. Schon bei offener Blende kann es überzeugen, zumal es im Unschärfebereich angenehm weich ist – modern ausgedrückt: ein schönes Bokeh hat. Für mich ein universelles Objektiv, das immer dabei ist. Auch wenn ich bis zum Kauf dachte, ich sei kein Freund einer Normalbrennweite.
Preis: ca. 340 EUR (Idealo)
Panasonic Lumix G 20 mm f1,7 II
KB-äquivalente Brennweite: 40 mm, Filterdurchmesser: 46 mm
Dieses Objektiv zeichnet sich durch sehr kompakten Aufbau („Pancake“) und sehr gute optische Eigenschaften aus. Auch dieses Objektiv eignet sich an der Untergrenze der Normalbrennweite sehr gut als universelle Standard-Optik. Die ältere Version soll laut DxOMarks noch ein klein wenig besser sein!
Preis: ca. 280 EUR (Idealo)
Daneben gibt es einige weitere kurz-/normalbrennweitige, wie z. B.:
- Olympus f2,0/12 mm (680 EUR),
- Leica f1,7/15 mm (mit Blendenring! 500 EUR),
- Leica f1,4/25 mm (500 EUR),
- Panasonic f1,7/25 mm (170 EUR).
Besonders die Leica-Optiken sollen an den neuen, hochauflösenden Sensoren ohne Tiefpassfilter eine gute Figur machen. Bei der Kompatibilität liest man jedoch manchmal von Problemen von Leica-Objektiven an Olympus-Gehäusen – bei solchen Vorhaben die gewünschte Kamera-Objektiv-Kombination vorher also unbedingt ausgiebig testen!
Auch Sigma bietet mit der Baureihe Art DN hochwertige Festbrennweiten an. Ohne Bildstabilisator und nicht ganz so lichtstark, aber schon bei offener Blende mit sehr hoher Bildqualität und zu Preisen um jeweils 200 EUR:
- f2,8/19 mm,
- f2,8/30 mm,
- f2,8/60 mm.
Insbesondere die 60-mm-Variante (KB-Äquivalent 120 mm) gehört zu den besten MFT-Objektiven und kann – bei etwas geringerer Brennweite und Lichtstärke – durchaus als preiswerter Ersatz für das Olympus-Tele mit 75 mm herhalten.
Weitere Macro-Objektive:
- Olympus f3,5/30 mm (300 EUR),
- Leica f2,8/45 mm (620 EUR),
- Olympus f2,8/60 mm (500 EUR).
Am geeignetsten ist vielleicht das langbrennweitigere Olympus-Objektiv, weil es den weitesten Objektabstand zulässt. Dieser ist ja bei identischem Abbildungsmaßstab beim MFT-Format naturgemäß deutlich kürzer als beim Vollformat und man bekommt hier eher Probleme bei der Fotografie scheuer Kleintiere sowie bei der Ausleuchtung (Abschattung durch Objektiv und Kamera selbst).
Abschließend die Links zu den Herstellern:
„Alt-Glas“
Das MFT-System eignet sich ganz hervorragend dafür, ältere Objektive aus Analog-Zeiten zu adaptieren. Dank des Auflagemaßes lassen sich an geeigneten Adaptern Objektive vieler Hersteller anbringen und sinnvoll nutzen. Gegenüber anderen Systemen lassen sich alle Objektive problemlos auf unendlich einstellen – natürlich nur manuell. Zu beachten ist der Crop-Faktor, der für das Kleinbild-Format 2 beträgt: Eine 100-mm-Optik hat am MFT-Gehäuse denselben Bildwinkel wie eine 200-mm-Optik am Kleinbild- (Vollformat-) Gehäuse. Vorteile für den Einsatz alter Kleinbild-Objektive an MFT-Gehäusen ergeben sich also in erster Linie für den Tele-Bereich. Im Weitwinkel-Bereich wirkt sich die Bildwinkelverkleinerung (oft wird leider auch der eigentlich nicht ganz korrekte Begriff Brennweitenverlängerung benutzt) natürlich kontraproduktiv aus.
Das Foto zeigt ein älteres Makro-Objektiv von Nikon, das über einen Adapterring an eine Panasonic Lumix GX7 angeschlossen wurde. Die Kombination liefert knackige, gestochen scharfe Fotos. Da Autofokus im Makrobereich eher hinderlich ist, stört es nicht, dass er hier fehlt. Die Belichtung kann rein manuell oder per Blendenvorwahl (= Zeitautomatik) eingestellt werden, andere Automatiken sind wegen der fehlenden Blendenübertragung nicht möglich.
11.08.2015 – 21.04.2017