Kamera-Typen
Man kann Kameras in verschiedene Kategorien zu unterteilen versuchen.
Grundsätzliche Unterteilungen wären z. B. die in Kameras mit Wechseloptik (Systemkameras) oder fest eingebautem Objektiv – diese wiederum unterteilt in Festbrennweiten oder Zoom-Objektive; oder die Unterteilung nach Art des Suchers: Mit optischem Sucher, elektronischem Sucher oder sucherlos.
Bewährt und mehr oder weniger allgemeingültig ist indes die Unterteilung in eine Kombination aus Bauweise/-größe und Ausstattung.
Smartphones
Jedes Smartphone hat heute eine Kamera. Mit einigen hochwertigen (und damit teuren) Geräten sind durchaus Fotos möglich, die mit denen billiger, einfacher Kompaktkameras vergleichbar sind. Eine einigermaßen hohe Lichtstärke oder einen optischen Zoom sucht man jedoch meist vergeblich. Viele Kameras arbeiten nur mit Fixfocus, d. h. es gibt keine Möglichkeit der Entfernungseinstellung, also auch keinen Autofocus. Manuelle Belichtungskorrekturen sind oft nicht möglich, komplett manuelle Bedienung schon gar nicht. Das Objektiv zeigt meist eine ausgeprägte Weitwinkelcharakteristik. Die Einsatzmöglichkeiten sind aus diesen Gründen arg eingeschränkt. Sensoren: 1/3,2" oder noch kleiner, selten 1/2,3". Zum Ende des zweiten Jahrzehnts tauchen ab der Mittelklasse immer mehr Smartphones auf, die über mehrere Objektive verfügen. Dies können Makro-, Ultraweitwinkel- oder Telelinsen sein, um den jeweiligen Bereich besser bedienen zu können und um eine Art künstliches Bokeh (also die gezielte Tiefen-Unschärfe) konstruieren zu können. In der Spitzenklasse können die Fotos zunehmend auch im Raw-Format ausgegeben werden.
Meiner Meinung können all diese Hilsmittelchen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eigentlich nur eines sind – "Hilfsmittelchen"!
Einfache Kompaktkameras
Kompaktkamers sind auf geringste Abmessungen und einfachste Bedienung getrimmt. Sie sind oft schon für unter 100 Euro zu bekommen. Der Brennweitenbereich des optischen Zooms umfasst meist 1:3 bis 1:5. Die Sensorgröße liegt meist zwischen 1/2,7–1/1,7".
Es ist nicht so, dass man mit kleinen Kameras und kleinen Sensoren nicht fotografieren könnte. Wegen ihrer Größe bieten sie sogar den großen Vorteil, immer dabei sein zu können. Allerdings handelt es sich bei ihnen (wie auch bei den Smartphones) um reine Schönwetter-Kameras. Sobald die Lichtverhältnisse kompizierter werden, versagen sie ihren Dienst: Weil die Sensoren rauschen, weil die Objektive zu lichtschwach sind; und nicht zuletzt, weil manuelle Einstell- oder Korrekturmöglichkeiten – die hier helfen könnten, das Letzte aus der Situation herauszukitzeln – nicht vorhanden oder zumindest stark eingeschränkt sind. Auch das für diese Zwecke sehr hilfreiche Rohdatenformat (RAW) steht bei ihnen nicht zur Verfügung.
Die Angebotsvielfalt bei den Kompaktkameras nimmt beständig ab, weil viele Gelegenheitsfotografen das Smartphone als Ersatz nutzen. Während ich den Sinn der etwas anspruchsvolleren Kompakten durchaus nachvollziehen kann, würde ich aus der Klasse der einfachen Kompakten auch keine Kamera mehr anschaffen. Für gelegentliche "Notfälle" reicht auch mir die Qualität meines Smartphones.
Kompakte Super-Zoom-Kameras (Reise-Zoom-Kameras)
Hier ist der Zoombereich deutlich größer, er liegt aktuell meist um 1:25. Die Erweiterung der Brennweite erstreckt sich in den meisten Fällen ausschließlich in den Telebereich. Man kann weit entfernte Objekte also noch besser heranholen. Die Gehäuse dieser Kameragattung entsprechen denen der Kompaktkameras, im ausgefahrenen Zustand ist das Objektiv jedoch deutlich länger, was der höheren Maximalbrennweite geschuldet ist. Ob diese immer sinnvoll eingesetzt werden kann, sei einmal dahingestellt; denn: Je größer der Brennweitenumfang eines Objektives ist, desto mehr Kompromisse müssen die Entwickler bei Lichtstärke und Bildqualität eingehen. Insbesondere zu höheren Brennweiten hin lässt die Bildqualität (Schärfe, Kontrastumfang ...) oft deutlich nach, wie seriöse Tests belegen. Meist sind diese Kameras nur unwesentlich teurer als die vorige Gruppe, auch die Sensoren sind meist dieselben, also vom Typ 1/2,3–1" (als Beispiel sei hier z. B. die TZ-Baureihe von Panasonic erwähnt). Brauchbare Kameras liegen preislich meist ab etwa 500 Euro.
Anspruchsvolle Kompakte
Diese Kameras arbeiten oft mit etwas größeren Sensoren, als die vorgenannten Kompaktkameras. Sie sind oft etwas umfangreicher und mit besseren Objektiven ausgestattet, dadurch sind sie auch etwas größer. Oft bieten sie einen Blitz- oder sogar Zubehörschuh und klapp- oder schwenkbare Displays. Meist sind auch alle wichtigen halbautomatischen sowie manuellen Einstellmöglichkeiten vorhanden. Sinnvoll einsetzbar sind solche Kameras meiner Meinung nach nur, wenn sie neben dem Display auch über einen Sucher verfügen – das ist leider nicht immer der Fall. An einem hellen Sommertag ist kein Display unter allen Umständen vernünftig ablesbar, gerade bei manuellen Einstellungen ist dies aber unbedingt erforderlich, weil sonst das Gelingen jedes Fotos zur Glückssache wird.
Manche Kameras dieser Klasse orientieren sich eher an kompletter Ausstattung, wie etwa die Nikon P7800 (1/1,7"-Sensor). Andere, wie z.B. Panasonic LX-100 oder die RX100-Baureihe von Sony, setzen auf maximale Bildqualität und spendieren Sensoren bis über 1" mit lichtstarken Optiken und eingeschränktem Zoom-Bereich. Das alles hat seinen Preis, und so gibt es diese Kamera-Klasse meist erst ab etwa 700 Euro zu kaufen.
Eine interessante Kompromiss-Kamera hat Panasonic zur Sommersaison 2016 mit der TZ-101 auf den Markt gebracht. Sie mutet zunächst wie eine übliche Superzoom-Kamera an, ist also genauso leicht und kompakt, wie ältere TZ-Modelle. Allerdings setzt sie auf einen recht großen 1"-Sensor. Außerdem verzichtet sie auf echtes "Super"-Zoom – aber ein KB-Äquivalent von 250 mm ist auch schon nicht zu verachten! Die Lichtstärke geht mit 1:2,8 im Weitwinkelbereich in Ordnung, in Richtung Tele verschlechtert sie sich allerdings bis auf fast 1:6. Das ist kein besonders guter Wert, allerdings wäre die Kamera bei höherer Lichtstärke wohl auch deutlich größer und schwerer ausgefallen. Genau hier findet also der Kompromiss statt! Bei der Ausstattung stechen der 5-Achsen-Bildstabilisator und ein kleiner, aber klarer elektronischer Sucher hervor. Die Kosten sind mit fast 700 Euro recht hoch, allerdings bietet die Kamera dafür auch wirklich viel.
Bridge-Kameras
Die Bridge-Kamera ist eigentlich nicht Fleisch, nicht Fisch. Ihre ersten Vertreter entstammen einer Zeit, als große Sensoren für Normalverbraucher schlicht unbezahlbar waren, Anwender sich aber für Kameras mit kleineren Sensoren Ausstattungskomfort wie bei einer Spiegelreflexkamera wünschten. Sie stellten also sozusagen eine Brücke (englisch: bridge) zwischen beiden Systemen dar. Bridge-Kameras haben immer einen (elektronischen) Sucher und ähneln äußerlich ein wenig Spiegelreflexkameras, während die inneren Werte eher auf Kompaktkamera-Nieveau liegen. Seit einigen Jahren ist auch in dieser Klasse ein Trend zum extremen Superzoom zu erkennen – ob das sinnvoll ist, sei auch hier offen gelassen.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen wie die Sony RX10. Ihr 1"-Sensor ist durchaus in der Lage, auch anspruchsvollere Fotografen zu befriedigen. Ihre Optik hat einen vergleichsweise geringen (aber sehr sinnvollen!) Brennweitenumfang und punktet weiter mit einer durchgängig hohen Lichtstärke. Auch für gelegentliche Filmer ist sie unbedingt eine Empfehlung wert.
Ihren besonderen Reiz haben Bridge-Kameras mit größerem Sensor und moderatem Zoom-Bereich für Menschen, die eine sehr universelle Kamera mit allen denkbaren Einstellmöglichkeiten brauchen und auf einen Objektivwechsel verzichten möchten. Besonders gut sind diese Kameras auf Reisen, oder aber auch für den Makrobereich geeignet.
Spiegelreflexkameras (SLR, von single lens reflex)
Als mit analogen Filmen fotografiert wurde, stellten SLRs die einzige Möglichkeit dar, das Bild vor der Aufnahme exakt so kontrollieren zu können, wie es später der Film "sehen" würde. Dazu wurde zwischen Objektiv und Film ein Spiegel gesetzt, der das Bild im Ruhezustand über ein Pentaprisma auf den optischen Sucher umleitete. Außerdem konnte ein Sensor präzise die durch das Objektiv hereinfallende Lichtmenge messen und der Fotograf anhand des angezeigten Messwertes die Belichtung einstellen (TTL = Through The Lens). Wurde der Auslöser gedrückt, klappte der Spiegel hoch und der Film wurde belichtet. Sofort danach klappte er wieder in die Ruhestellung zurück und das Bild stand wieder am Sucher zur Verfügung. Auf diese Art vermied man den Versatz zwischen Sucher- und Objektiv-Achse. Diese sogenannte Parallaxe sorgte bei Sucherkameras insbesondere im Nahbereich dafür, dass Sucherausschnitt und Filmausschnitt nicht mehr identisch waren.
Im Digitalzeitalter sind SLRs eigentlich ein Anachronismus.
Für den modernen digitalen Sensor ist es gleichgültig, ob er das Bild nun ans Display oder einen elektronischen Sucher (EVF = Electronic View Finder) liefert. Der EVF ist im Grunde genommen nichts anderes, als ein miniaturisiertes Display, das über ein Okular betrachtet wird. Spiegel plus Prisma sind damit nicht mehr nötig. Problemlos können auf einen EVF auch Einstellhilfen eingeblendet oder Zusatzinformationen ausgegeben werden.
Dennoch: Wenn man einmal von Mittelformat-Kameras absieht, stellen vollformatige SLR für Fotografen derzeit die Königsklasse dar. Ihre technische Bildqualität erfüllt selbst allerhöchste Ansprüche. Mir persönlich sind sie zu groß, zu schwer und zu teuer. Die nächstkleineren Sensoren DX und APS-C sorgen für etwas handlichere und preisgünstigere Geräte, ohne in der Bildqualität allzu deutlich abzusinken. In deren Mittelklasse wird dann eher an dedizierten Einstellmöglichkeiten und der Verarbeitungsqualität gespart, was für sehr günstige Einstiegs-Preise sorgt. Mit diesen Kameras kann man qualitativ hochwertige Fotos schießen, ohne ein kleines Vermögen in die Ausrüstung investieren zu müssen. Aktuelle Vertreter dieser Klasse wären für Nikon-Nutzer die D5600 und für Canon-Anhänger die EOS 750D. Auch Pentax und Sony sind in diesem Segment vertreten.
SLR gehören zu den Systemkameras, die den Einsatz von Wechselobjektiven zulassen. Das ist Vor- aber auch Nachteil; denn das System wird dadurch störanfälliger, weil Staub und Feuchtigkeit leichter ins Gehäuse eindringen können. Für viele Anwender überwiegt jedoch der Vorteil, auf verschiedene Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten, Lichstärken und Anwendungsmöglichkeiten zugreifen zu können.
Spiegellose Systemkameras
Diese Kameras verzichten – bei ansonsten zu den SLR vergleichbarer Ausstattung – auf den Umlenkspiegel für den optischen Sucher. Das Bild wird dauerhaft (wie auch beim Live-View der SLR) vom Sensor ausgelesen und auf den elektronischen Sucher oder das Display gegeben. Auch hier gilt, dass dieses Verfahren Vor- wie Nachteile mit sich bringt. Zu den Vorteilen gehört, dass durch den Wegfall von Spiegel und Pentaprisma viel Platz gespart wird; Gehäuse können also, auf eine bestimmte Sensorgröße bezogen, kleiner gebaut werden. Viele Fotografen empfinden jedoch den EVF als nachteilig, weil er gegenüber einem optischen System farbverfälschend und pixelig auftreten kann. Für mich selbst überwogen allerdings schon vor zehn Jahren die Vorteile, wie einblendbare Informationen und sehr gute Fokus-Einstellmöglichkeiten. Schwerwiegender wirkt vielleicht, dass in der spiegellosen Systemkamera der Sensor quasi einem Dauerlauf unterliegt und sich stärker erhitzen kann, was wiederum zu höherem Sensor-Rauschen führen kann.
Der Bereich, in dem sich die Sensorgrößen bewegen, reicht von Vollformat (Sony sowie mittlerweile auch Nikon und Panasonic) über APS-C (Fujifilm, Samsung, Sony) und 1" (Nikon) hinunter bis zum 1/2,3"-Format (Pentax). Quasi in der Mitte steht das Four-Thirds-Konsortium um Olympus und Panasonic mit dem auf einen 4/3"-Sensor basierenden Micro-Four-Thirds-System (MFT).
Für MFT werden bei weitem die meisten Objektive angeboten – in allen erdenklichen Brennweiten, Qualitäts- und Preisstufen. Auch Drittanbieter wie Sigma oder Tamron bieten MFT-Optiken an. Das MFT-System ist damit – unter diesem Gesichtspunkt betrachtet – halbwegs konkurrenzfähig zu den SLR-Objektiv-Programmen der Platzhirsche Canon und Nikon. Aktuelle Four-Thirds-Kameras kommen mit dem speziell für Systemkameras entwickelten Micro-Four-Thirds- (MFT-) Bajonett, dessen Durchmesser einige Millimeter weniger misst als das ältere, originale Four-Thirds-Bajonett. Objektive mit dem älteren Anschluss können über Adapter am MFT-System montiert werden, der umgekehrte Weg ist leider nicht vorgesehen!
Generell geben sich MFT-Kameras sehr anschlussfreudig auch für Fremd- oder Alt-Objektive (Kleinbild oder Vollformat, aber auch DX/APS-C). Dafür gibt es zwei Gründe: Weil das sog. Auflagemaß (Abstand zwischen Sensor und Bajonett-Auflagefläche des Objektives) bei MFT nicht einmal halb so groß ist, wie bei den größeren Formaten, bleibt fast immer Platz für einen Adapter. Wegen der kleineren Sensor-Fläche leuchten die für größere Flächen berechneten Objektive den Sensor besser (im Sinne von gleichmäßiger) aus, was zu geringeren Bildfehlern in den Bildecken führt. Nachteil: Wegen des Cropfaktors (Erläuterung dieses Begriffes an anderer Stelle!) wird die Brennweite um eben diesen Faktor verlängert; man bekommt daher auf diese Art kaum an echte Weitwinkelobjektive! Im Telebreich ist es natürlich umgekehrt.
Interessant ist sicher auch das Fujifilm-Programm. Neben interessanten Kameragehäusen, wie z. B. der X-T1, existiert ein zwar nicht besonders umfangreiches, aber gut abgestuftes Programm an sehr hochwertigen Objektiven. Leider ist das Preisniveau bei Fujifilm recht hoch.
Sony scheint sich vom APS-C-Sektor langsam in Richtung Vollformat zu bewegen. Beim sowieso schon recht spärlichen Angebot an APS-C-Optiken hat sich jedenfalls seit längerer Zeit nicht mehr viel getan und auch auf neue Gehäuse warten Sony-Fans vergebens. Stattdessen werden immer neue Vollformat-Kameras auf den Markt gebracht, die eher in Richtung Profi-Fotografen ausgerichtet sind.
Das Nikon-1-System halte ich wegen des doch recht kleinen Sensors für nicht besonders interessant. Empfinden viele Fotografen schon MFT-Kameras als zu klein, so gilt das erst recht für dieses System. Pentax' Versuch, mit Kompaktkamera-Sensoren und noch kleineren Gehäusen in der Gruppe der Systemkameras Fuß zu fassen, halte ich für einen schlechten Witz.
Nachtrag: Aktuell, im Sommer 2017, ist das Pentax-System praktisch vom Markt verschwunden und auch Nikon scheint die Entwicklung des System 1 eingestellt zu haben.
Sonstige
In dieser Rubrik finden sich Kameras, die keiner anderen Rubrik zuzuordnen sind. Meist handelt es sich dabei um Sucherkameras, die wegen ihres großen Sensors (jenseits 4/3") nicht mehr zu den Kompakten gehören, mangels Zoom und anderer Ausstattung nicht zu den Bridgekameras und wegen des festverbauten Objektives nicht zu den Systemkameras gehören. Innerhalb des dadurch ein wenig eingeschränkten Einsatzgebietes zeichnen sie sich jedoch durch allerhöchste Bildqualität aus, außerdem allerdings auch durch hohe Preise – oft weit jenseits der 1.000-Euro-Marke. Für anspruchsvolle Puristen, die sich ausschließlich aufs Foto konzentrieren möchten.
03.09.2015 - 17.09.2017
Ausblick und persönliche Meinung
Stand: September 2017
Ich glaube, dass den spiegellosen Systemkameras mit Sensoren zwischen MFT und Vollformat die Zukunft gehören wird.
SLR werden in einigen professionellen Bereich überleben, im Amateurbereich dagegen zunehmend an Bedeutung verlieren.
Die klassischen, billigen Kompaktkameras werden schon aktuell zunehmend von Smartphones verdrängt. Lediglich kompakte Super-Zoom-Kameras und einige wenige hochwertigere, manuell bedienbare Kompakte werden überleben. Auch Bridgekameras könnten zugunsten (preiswerter) Spiegelloser mit Universalzoom zunehmend verschwinden.
Bei den Sensoren wird es die Kleinst-Typen geben, solange es Smartphones gibt. Warum auch nicht? Ich bin manchmal selbst verblüfft, dass (gute) Smartphone-Kameras mittlerweile gute Fotos liefern können, solange man ihre Grenzen kennt und nicht überschreitet. Manchmal ist ein selbst ein technisch nicht ganz perfektes Foto besser als gar kein Foto!
Am anderen Ende der Sensor-Größen werden APS-C- bzw. DX-Format an Bedeutung verlieren. Wer aufs letzte Quäntchen Qualität setzt (Berufsfotografen, Fine-Art-Spezialisten – und natürlich Pixelpeeper), wird nicht auf das Vollformat verzichten wollen. Wer hochwertiges, aber leichteres und kompakteres Equipment sucht, wird sich dagegen eher dem MFT-System zuwenden. Werden zukünftig mehr Objektive mit größerem Zoom-Bereich und höherer, vielleicht sogar durchgängiger Lichtstärke als universelle „Reise-Zooms“ angeboten, könnten sich preiswerte Spiegellose auch zur ernst zu nehmenden Konkurrenz für Bridgekameras entwickeln.
Auch ich selbst setze mittlerweile auf Spiegellos. MFT-Kameras stellen für mich dabei das Optimum zwischen Qualität, Mobilität und universellem Einsatz dar.
Stand: Juni 2020
Die tatsächliche Entwicklung scheint knapp drei Jahre, nachdem der letzte Absatz verfasst wurde, eine andere Richtung einzuschlagen. Langfristig wird offenbar alles zwischen Kleinsensor und Vollformat herausfallen.
Zunächst begann Panasonic seit 2019, ein Vollformat-Programm vorzustellen. Für mich konnte das nur bedeuten, dass MFT bei Panasonic mittelfristig aufgegeben werden soll. Denn in Zeiten generell stark schrumpfender Kameraumsätze wird sich kaum ein Hersteller mehrere Programm-Linien leisten können.
Am gestrigen 24. Juni 2020 wurde dann bekannt, dass Olympus sein Kamerageschäft an die Finanzinvestoren Japan Industrial Partners (JIP) abgibt. Hier der Link zur Nachricht bei heise.de. Solche Investoren führen das übernommene, defizitäre Geschäft meist nicht fort , sondern picken sich die Rosinen (Stichworte: Patente, Markennamen) heraus um diese zu vermarkten. Die Produktion der bisherigen Kern-Produkte wird in der Regel schnell eingestellt.
Da Panasonic und Olympus die verbliebenen Motoren für MFT waren, dürfte mit diesen beiden Entwicklungen das mittelfristige Ende von MFT besiegelt sein. Was ich sehr schade finde. Für mich hatte sich MFT zum optimalen System entwickelt; aus Gründen, die an vielen Stellen dieser Webseite nachzulesen ist.
Auch in der Fotografie geht die Entwicklung immer weiter weg von einem breiten Angebotsspektrum, hin zum Motto „Sekt oder Selters“. Alles dazwischen (die „vernünftige Mitte“) fällt heraus. Vollformat-Highend für Profifotografen oder Smartphone für Knipser. Das nächste Opfer wird dann wohl das APSC-Format werden.
Für viele ambitionierte Fotografen, die mehr als Smartphone-Fotos wollen, aber nicht aufs Vollformat umsteigen wollen (dafür gibt es als Gründe die große, schwere Ausrüstung – oder aber auch die deutlich höheren Preise), werden sich nun bald ernsthafte Gedanken über die Fortführung ihres Hobbys machen müssen. Aber auch Reisende werden sich irgendwann vor die Entscheidung gestellt sehen, unterwegs mit dem Handy zu knipsen oder einen Vollformat-Klotz mit sich herumschleppen zu müssen. Auf Safari wird ihnen wohl nur letztere Möglichkeit bleiben.
03.09.2015 – 17.09.2017 – 25.06.2020