IT für die Fotografie
Fotografinnen und Fotografen kommen heute kaum noch ohne digitale Datenverarbeitung aus – seien es nun Berufs- oder auch „nur“ Hobbyfotografen.
In den vorangegangenen Abschnitten wurden Bücher über spezielle Software für Fotografen besprochen, beispielsweise für die Bildbearbeitung. Hier nun geht es um Bücher über Themen der digitalen Datenverarbeitung in einem grundlegenderem, allgemeineren Sinn – über die Computertechnik selbst.
Grundlagen für ein persönliches Informationssystem
Das folgende Buch mag grundsätzlich recht allgemein gehalten sein, aber gerade für fotografierende Menschen sind sinnvolle Datenstrukturen sowie gute, effiziente Arbeitsabläufe und eine gut funktionierende Datenarchivierung/-sicherung wichtig. Aus diesen Gründen möchte ich es hier gern empfehlen:
Digital Cleaning
Informationsflut bewältigen, digital aufräumen
und Ordnung halten mit System
von Herbert Hertramph
200 Seiten, Paperback, in Farbe
mitp, 2017
ISBN 978-3-95845-534-4
10,00 EUR (Print), 10,00 (E-Book, PDF)
Das Erscheinungsdatum des Buches Digital Cleaning von Herbert Hertramph liegt schon etwas zurück, dennoch ist es auch heute (Anfang 2022) noch immer aktuell. An den beschriebenen, grundlegenden Techniken hat sich über die Zeit nichts geändert. Ganz im Gegenteil: Je unübersichtlicher und aufgeblähter Betriebssysteme und Programme werden, desto wichtiger ist ein guter Umgang mit den Daten.
Genau darum geht es in dem vorliegenden Buch. Der erste Teil widmet sich der sinnvollen Strukturierung der Festplatte (bzw. das vorherige Aufräumen, wenn das Chaos schon da ist). Im zweiten Teil werden Hilfsmittel und Techniken vorgestellt, die erzeugte Ordnung effizient zu halten; ein Kapitel darin betrifft explizit Mediendateien, wie Fotos usw. Der dritte Teil schließlich beschreibt Datensicherungsstrategien (Backups) und Verschlüsselung, tangiert damit also auch den Bereich der Datensicherheit.
Hertramph schreibt sehr anschaulich und gut nachvollziehbar; zunächst darüber, wie man einen Computer im ersten Schritt sinnvollerweise aufräumt und dann, wie man danach zu einer guten eigenen Daten-Struktur und einem guten Umgang mit den Daten findet.
Das Buch erschien zufällig, als ich in einer solchen Phase steckte: Jeder meiner Rechner war für sich durchaus gut strukturiert, aber jeder hatte auch eine andere Struktur als der andere. Daten tauchten redundant hier oder dort auf – aber hier von gestern und dort von vorgestern. Irgendwann waren lange Suchaktionen nach den „richtigen“ Daten vorprogrammiert und Fehler ebenso. Da kam das Buch als Anstoß, alles neu zu ordnen, gerade recht. Obwohl ich mich selbst als recht fortgeschrittenen IT-Anwender sehe (seit mittlerweile 35 Jahren dabei), habe ich mir nicht nur wenige, vordergründig interessante Punkte herausgepickt, sondern mit viel Vergnügen das komplette Buch gelesen.
Andere, langjährige Computerhasen mögen zunächst die Nase rümpfen, aber auch für sie dürfte der eine oder andere neue Tipp zu finden sein. Allein die vielen (oft kostenlosen) empfohlenen Tools, die mir teils neu waren, waren den Kauf des Buches wert – auch wenn natürlich nicht jede Empfehlung für jeden Anwender geeignet ist. Es lohnt sich immer, selbst nach vielleicht noch besser geeigneten Alternativen zu schauen – dafür dafür gibt Hertramph hat viele konkrete Links zur Anregung eingebaut.
Der Autor betreibt zusätzlich ein gleichnamiges Blog, in dem er mehr oder weniger regelmäßig Neuigkeiten, die in den Themenrahmen passen, postet.
Nach mehreren Jahren hat sich mein persönliches neues System so gut bewährt, dass dieses Buch – auch wenn ich es heute eigentlich nicht mehr brauche – einen Ehrenplatz in meiner Sammlung bekommt.
Zentraler Datenspeicher mit NAS
Mit einem NAS (Network Attached Storage = netzwerkgestützter Speicher) lassen sich privat oder auch in kleineren Unternehmen Daten zentral verwalten und zur Verfügung stellen. Jeder, der mit Medien, also Musik, Fotos oder Videos, zu tun hat, wird solch ein kleines, unkompliziertes Gerät schnell zu schätzen lernen. Für Fotografinnen und Fotografen gehört es in dem Moment zur Pflicht-Ausrüstung, wo Fotos in größeren Mengen (also Tausender Stückzahlen) pro Situation und/oder im Jahr anfallen.
Einmal eingerichtet, verrichten solche Geräte unaufdringlich und zuverlässig ihren Dienst. Weil diese Einrichtung jedoch durchaus knifflig sein kann, rate ich ergänzend dringend zu einem guten Buch. Die Firma Synology hat sich besonders verdient gemacht in der Entwicklung anwenderfreundlicher NAS-Geräte, deswegen arbeite ich selbst damit; und deswegen stelle ich hier nun ein Buch über Synology-NAS vor:
Private Cloud und Home Server mit
Synology NAS
Das umfassende Praxis-Handbuch
von Andreas Hofmann
608 Seiten, Paperback
mitp, 2. Aufl. 2022
ISBN: 9783747504765
29,99 EUR (Print), 29,99 (E-Book, PDF und ePub)
Anmerkung: Die digitale Ausgabe (PDF) dieses Werkes erhielt ich als kostenfreies Rezensionsexemplar direkt vom Verlag. Meine Meinung zum Buch hat das in keiner Weise beeinflusst!
Die Auswahl an Büchern über NAS im Allgemeinen und Synology-NAS im Besonderen ist recht überschaubar. Mit Stand Frühjahr 2022 gibt es exakt drei Titel. Hofmanns Buch ist das ausführlichste und aus meiner Sicht empfehlenswerteste. Seine rund 600 Seiten zeichnen sich durch eine hohe Informationsdichte aus. Dank guter Gestaltung, mit vielen eingestreuten Abbildungen, bleibt es dennoch sehr lesefreundlich und wird nicht zur Buchstabenwüste. Abgedruckte Bildschirmfotos liegen in angemessener Qualität vor und sind im PDF gut lesbar.
Nun ist Umfang nicht alles und nicht immer gleichbedeutend mit wertvollem Inhalt. Bei Hofmann ist dies jedoch der Fall. Schon in den ersten Abschnitten, in denen es zunächst nur um vorbereitende Gedanken zur Anschaffung eines NAS geht, informiert er sehr präzise, was alles zu beachten ist. Anfänger, die sich zum ersten Mal mit dem Thema NAS konfrontiert sehen, bekommen schon hier viele Details, um gut vorbereitet einen Fehlkauf zu vermeiden. Auch Fortgeschrittene können manch hilfreichen Tipp finden – für den nächsten NAS.
Das ganze Buch funktioniert so; im Groben in der Aufteilung des Buches in fünf Teile, wie im Feinen innerhalb der einzelnen Kapitel. Gut verständlich werden dem Anfänger zunächst grundsätzlich wichtige Dinge und Abläufe erklärt, um dann in die Tiefe abzutauchen. Ich selbst halte mich nach annährend 15 Jahren NAS-Einsatzes durchaus für fortgeschritten, kann durch das Buch aber immer wieder neue Erkenntnisse für mich gewinnen. Das geht hin zu völlig neuen Einsatzgebieten eines NAS, an die ich zuvor nie gedacht hatte.
Darin liegt ein Hauptnutzen des Buches: überhaupt zu erkennen, für was ein NAS eingesetzt werden kann, dass er nicht nur als reines Datenlager dienen muss. Wo nötig, bietet Hofmann Hintergrund-Beschreibungen, die für mich sehr anschaulich sind. In der Hauptsache geht es ihm aber darum, praktische Hilfe zu geben; es finden sich viele konkrete Praxis-Anleitungen. Da das Buch bereits auf die neueste Version 7 des Synology-Betriebssystems DSM aufbaut, lässt sich alles gut an einem aktuellen Synology-System nachvollziehen.
Fazit
Komplexe technische Themen kompetent und verständlich zu vermitteln und dabei Einsteiger wie Profis zu erreichen, ist eine echte Gabe. Andreas Hofman hat sie.
Für Menschen, die sich erstmals ernsthaft für ein NAS interessieren, hier mein Rat: Besorgen Sie sich dieses Buch unbedingt schon vor dem Kauf eines NAS – und lesen Sie zumindest die ersten Kapitel auch schon vorher! Aber auch alle anderen, die vielleicht schon NAS-Anwender sind, bekommen von mir eine dicke Empfehlung das Buch. Auch sie werden viel Neues entdecken, um noch mehr aus ihrem kleinen Speicherkästchen herausholen zu können. Für mich ist Andreas Hofmanns Synology NAS momentan die Referenz zum Thema!
Nachtrag
Wer als NAS-Hersteller QNAP anstatt Synology bevorzugt, findet ein vergleichbares Buch vom selben Autor beim gleichen Verlag – das habe ich aber nicht gelesen.
21.04.2022