Spezielle Techniken - Böhmke Fotografie

Böhmke Fotografie
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Spezielle Techniken

Breit angelegte Fotoschulen reißen neben Grundlagen des Sehens und der Fototechnik durchaus auch speziellere Techniken an, gehen dabei jedoch seltener in die Tiefe. Dafür gibt es eigene Fachbücher. Für die folgenden Bereiche möchte ich hier gern solche Spezial-Fachbücher vorstellen:
Landschaftsfotografie
In diesem ersten Buch geht es weniger um die Landschaftsfotografie selbst, als vielmehr um die Planung derselben im Hinblick auf Standort, Licht und Wetter sowie die eventuelle Einbeziehung unserer Himmelskörper:
 

 
Landschaftsfotos nach Plan
Salke Hartung
250 Seiten, in Farbe, fester Einband
dpunkt, 2022
ISBN 978-3-86490-934-4 (Print)
32,90 EUR (Print)
29,99 EUR (Digital: PDF, ePub und Mobi)
37,90 EUR (Paket Print + Digital)


Eigentlich bin ich kein Freund geplanter Fotografie. Die besten Portraits gelingen mir nicht geplant unter Studio-Bedingungen, sondern spontan. Auch bei Landschaftsaufnahmen entsteht der Zauber einer Aufnahme oft durch den Moment, der nicht immer planbar ist.
Allerdings gibt es nicht nur in der Natur, sondern auch im urbanen Umfeld immer wieder  Gegenden oder Objekte, die schon so oft abgelichtet wurden, dass man ihnen unter normalen Umständen – wennn man gerade zufällig vorbei kommt – kaum neue Ansichten abgewinnen kann oder einfach das Licht gerade nicht stimmt. Ein wenig Vorplanung kann also sinn- und hilfreich sein, um nicht x-mal vor Ort festzustellen, dass man zur falschen Zeit dort war.
Hier setzt Landschaftsfotos nach Plan von Salke Hartung an. Die Beherrschung der Kamera und grundlegender Fototechniken setzt er voraus. Auch als Einführung speziell in die Landschaftsfotografie ist sein Werk nicht geeignet; aber dafür finden sich bei vielen Verlagen Ratgeber, soweit die allgemeinen Fotoschulen nicht genügend Informationen dazu liefern. So bleibt ein einleitender Abschnitt erfreulich kurz und es geht gleich zu den konkreten Hilfen für den Planungsprozess. Glücklicherweise bleiben auch diese einigermaßen übersichtlich, denn hier handelt es sich meist um Dinge, die einem einigermaßen gut organisierten Menschen nicht viel Neues bieten.
Im Hauptteil des Buches geht es um ein wichtiges Software-Werkzeug für die sinnvolle Vorplanung eines Außeneinsatzes. Das ist die App PhotoPills, die es für Android- wie auch iOS-Systeme gibt. Es ist eine Art Schweizermesser für die Fotografie mit vielen nützlichen Werkzeugen („Pills“) für viele nützliche Berechnungen und Simulationen – alles unter einem Dach und nicht auf eine Vielzahl von Apps verteilt. Gewiss ist nicht jedes Werkzeug perfekt (so ist das naturgemäß bei eierlegenden Wollmichsäuen), aber von allen Sammlungen gefällt mir diese bislang am besten. Weitere Informationen zur App gibt es auf der PhotoPills-Webseite.
Die App hat zwar eine deutsche Oberfläche, alle weiteren Informationen – wie Webseite, Usermanual, Videos usw. – gibt es nur in Englisch. (Googles automatische Übersetzungen funktionieren aus dem Browser Chrome heraus teils recht gut – aber eben nicht perfekt, weil manchmal missverständlich.) Deswegen ist es sehr erfreulich, dass sich Hartung die Mühe gemacht hat, auf rund hundert Seiten (das sind etwa 40 % des Buches) sehr ausführlich in diese App einzuführen. Man kann diesen Teil als eine Art deutsche Bedienungsanleitung für PhotoPills ansehen. Eine sehr hilfreiche Anleitung, denn sie beschreibt nicht stur die einzelnen Funktionen, wie dies in Hersteller-Handbüchern oft der Fall ist, sondern orientiert sich immer an konkreten Aufgabenstellungen, die es umzusetzen gilt. Das gelingt Hartung sehr anschaulich, immer mit passenden Screenshots oder Fotos unterlegt (die Screenshots erfolgten unter der Android-Version).
Im nächsten Abschnitt stellt der Autor kurz alternative oder ergänzende Apps und Webseiten vor. Recht umfassend sind dabei seine Tipps für geeignete Wetter-Apps. Schließlich ist das Wetter ein Hauptfaktor bei der Planung von Foto-Sessions, die in freier Natur stattfinden sollen.
Im umfangreichen letzten Teil (mit 65 Seiten rund ein Viertel des Buches) werden insgesamt zehn konkrete Planungen detailliert vorgestellt – von der Idee bis zum endgültigen Foto. Das alles ist nicht nur sehr informativ, sondern auch spannend zu lesen. Es wird sehr schön klar gemacht, wie auch bei der geplanten Fotografie das Ergebnis von vielen Kleinigkeiten und nicht zuletzt dem Zufall bestimmt ist. Hartungs Motive gefallen mir gut – die fotografische Umsetzung teilweise nicht so sehr. Ich bin kein Freund des übermäßigen Einsatzes der HDR-Technik und Lightpaintings; und für meinen Geschmack sind hier einige Fotos schon übertrieben damit aufgehübscht. In diese Rubrik fällt auch das nachträgliche Einsetzen von Dingen, die zum Zeitpunkt der eigentlichen Fotografie (noch) nicht zu sehen waren, und die die Situation von einer Momentaufnahme zu einer Collage über einen gewissen Zeitraum wandeln; oder – böser ausgedrückt – einen Fake daraus machen. Aber wie gesagt, das ist eine Frage der persönlichen Einstellung zum Fotografieren, die hier nicht überbewertet werden soll.
Das gedruckte Buch ist gut gefertigt und auch die digitale Ausgabe lässt keine Wünsche offen – es lässt sich weit in die Abbildungen hineinzoomen, ohne dass es zur sichtbaren Pixelbildung kommt. Zum Kaufpreis des Buches kommen noch etwas mehr als zehn Euro für die App PhotoPills – ohne sie ist das Buch deutlich weniger sinnvoll nutzbar! Beides zusammen zusammen kostet also gut vierzig Euro; das ist zwar nicht wenig, aber heutzutage kostet die schlichte Gegenlichtblende eines Objektivherstellers oftmals mehr.
Fazit
Klar und anhand vieler guter Beispiele zeigt Hartung unter Zuhilfnahme der App PhotoPills, wie man Foto-Aufnahmen räumlich und zeitlich perfekt vorausplanen kann. Zuvor müssen Sie natürlich herausfinden, ob diese Art geplanter Fotografie für Sie selbst geeignet ist – und ob die App PhotoPills genutzt werden soll, denn ohne sie bietet das Buch nur wenig hilfreiches Neues für engagierte (Landschafts- oder Stadt-) Fotografinnen und Fotografen.
01.03.2023
Panorama-Fotografie
Für mich ist dies das Standardwerk für alle Belange der Panorama-Fotografie:
 

 
Panoramafotografie
Digitale Fotopraxis
Thomas Bredenfeld
400 Seiten, in Farbe, fester Einband, DVD
Rheinwerk, 3. Auflage 2016
ISBN 978-3-8362-4009-3
49,90 EUR (Print)
44,90 EUR (E-Book)


Umfassend werden das nötige Zubehör, die Aufnahmetechniken und die Weiterbearbeitung am PC – samt der nötigen Software – beschrieben. Als Anfänger der Fotografie sollte man dieses Buch nicht lesen, es geht hier ausschließlich um das Spezialgebiet Panorama-Fotografie! Dieses wird jedoch in aller Ausführlichkeit behandelt und macht den Lesenden – viel begeitendes Üben vorausgesetzt – zu einem Spezialisten für dieses Thema. Bredenfeld schreibt sehr anschaulich und verständlich, die vorzügliche Bebilderung tut ein Übriges, das Verständnis zu erleichtern. Viele Hinweise auf Lieferanten erleichtern die Zubehör-Beschaffung und runden das Buch ab, das – wie von Rheinwerk gewohnt – in sehr hoher Qualität produziert wurde.
02.09.2016
Astrofotografie
Für dieses Buch braucht man Zeit. Eigentlich umfasst es nur den Bereich der Astrofotografie, der mit verhältnismäßig einfachen Mitteln realisierbar ist – also ohne Teleskope, ausgesprochenen Spezialkameras usw. Aber auch die einfachen Mittel haben es eben in sich; und so werden nicht nur viele schöne Fotos gezeigt, sondern auch in aller Ausführlichkeit die Wege dorthin erläutert.
 

Astrofotografie
Spektakuläre Bilder ohne Spezialausrüstung
Katja Seidel
424 Seiten, in Farbe, fester Einband
Rheinwerk, 3. Aufl. 2023
ISBN 978-3-8362-8943-6 (Print)
39,90 EUR (Print)
39,90 EUR (Digital: PDF, ePub und Mobi)
44,90 EUR (Paket Print + Digital)

 
Im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten, bei denen ich immer das Gefühl hatte, ich bekäme nur auszugsweises Wissen vermittelt, stellte sich bei diesem Buch nach dem Durcharbeiten echte Zufriedenheit ein. Nun verfüge ich über profundes Grundwissen, das ich mir sonst in mühseliger (Nacht-) Arbeit selbst hätte erarbeiten müssen. Das Buch hat mir also gefühlt viele zehn Stunden Trial-and-Error erspart und erste Versuche gelangen auf Anhieb mühelos.
In Sachen Ausrüstung gibt die Autorin sehr konkrete Empfehlungen ab – es sind ganz einfach jene Geräte und Gegenstände, die sich bei ihr selbst bewährt haben. Wenn es dann später um die praktischen Anwendungen geht, sollten erfahrene Fotografinnen und Fotografen keine Probleme haben, das Gelernte auf ihre eigenen Marken zu übertragen. Viele Wege führen nach Rom – viele Marken zum guten Foto.
Ebenso wie eine grundlegende Einführung in die Fotografie fehlt, wird auch in die Astronomie nur unter dem Gesichtspunkt der Fotografie eingeführt. Beide Einschränkungen helfen, den Umfang des Buches überschaubar zu halten – immerhin sorgt auch schon alles andere für mehr als 400 Seiten! Wenn nötig, gibt es für beide Themen zur Ergänzung genügend einführende, preiswerte Literatur.
Nach der Klärung der Ausrüstungsfrage und einiger allgemeiner Hinweise zum Fotografieren bei Nacht – sowie der nötigen Nachbearbeitung am PC – widmet sich die Autorin dann im Wechsel der Fotografie nächtlicher irdischer Phänomene und extraterrestrischer Objekte. Letzteren begegnet  sie besonders umfassend; vom nächsten Objekt, dem Mond, bis hin zu Millionen Lichtjahren entfernten Galaxien ist alles dabei.
Sehr anschaulich, und mit vielen Tipps gegen böse Überraschungen, beschreibt sie viele einzelne Projekte. Zum Ende hin wird die Ausrüstung dann für recht spezielle Anwendungen noch einmal erweitert. Im wörtlichen Sinne sind das nun keine einfachen Mittel mehr, aber immerhin braucht's weiterhin kein großes, teures Teleskop.
Das Buch ist sehr verständlich geschrieben. Immer wieder sind kleine Geschichten eingestreut, die nicht nur die Fotografie direkt betreffen, sondern auch das ganze Drumherum. Genau dies Drumherum macht jedoch einen guten Teil der Nacht aus, in der man unterwegs ist um ein paar schöne Fotos einzufangen; und so bekommt man beim Lesen ein Gefühl dafür, was Astrofotografie in einer Art ganzheitlichen Sinne ausmacht.
Fazit
Mit Astrofotografie ist Katja Seidel ein wunderbares Buch für jeden Menschen gelungen, der ernsthaft lernen möchte, mit seiner Kamera den Nachthimmel zu fotografieren. Ganz nebenbei ist es auch noch ein schöner Bildband.
20.06.2023
Makro-Fotografie
Aus den vielen kleinen und großen Büchern zur Makro-Fotografie haben es mir zwei Bände angetan, die sich für mich vom Rest deutlich abheben. Diese anderen bleiben entweder – trotz (oder wegen) üppigster Bebilderung – an der Oberfläche, oder sie bestehen aus Sammlungen von Schritt-für-Schritt-Anleitungen, bei denen sich das große Ganze  nicht erschließt.
Außerdem hat sich 2021 noch ein wunderbares, weiteres Buch in Form eines E-Books dazugesellt, das ich hier gleich als Erstes vorstellen möchte:



Makrofotografie
Aus Kleinem Großes schaffen
Jürgen Gulbins & Edmund Trumpp
294 Seiten, komplett in Farbe
dpunkt, 2021
ISBN PDF: 978-3-96910-244-2
E-Book 14,99 EUR


Dieses Buch gibt es aktuell zwar nur als E-Book im PDF, aber vielleicht legt es der Verlag ja zukünftig auch noch als Print auf. Zu wünschen wäre es.
Von all den vielen Makro-Büchern, die 2021 aktuell sind, ist es meiner Meinung nach das fachlich kompetenteste. Hier werden nicht nur bunte Bilder gezeigt, sondern es wird tiefgehendes Wissen um die optischen und technischen Grundlagen der Makrofotografie vermittelt. Natürlich wird das auch hier mit Hilfe guten Bildmaterials unterstützt, aber auch Grafiken, Tabellen und Formeln. Die Fotos korrespondieren immer mit dem Text, machen also aus dem Buch keinen reinen Bildband.
Die Inhalte sind sehr praxisbezogen, es finden sich viele Hinweise für eine gute technische Ausrüstung. Dabei fehlen natürlich nicht die Tipps für den richtigen Umgang damit.
Satz und Layout laden auf dem Tablet zum Lesen im Querformat ein – auch dieser Punkt ist also perfekt gelöst.
Fazit: Endlich einmal ein echtes Lehrbuch zum Thema Makrofotografie, das aus heutiger Sicht sogar die beiden unten beschriebenen Bücher schlägt; und das nicht nur, weil es für einen sehr niedrigen Preis zu haben ist.
10.05.2021
 

 
Makrofotografie
Die große Fotoschule
Björn K. Langlotz
372 Seiten, in Farbe, fester Einband
Rheinwerk, 3. Auflage 2013
ISBN 978-3-8362-2389-8 (Print)
Print 39,90 EUR (Nur noch antiquarisch!)
E-Book 35,90 EUR

Leider nur noch antiquarisch erhältlich!



Makrofotografie
Gestaltung, Licht und Technik in Natur und Studio
Cyrill Harnischmacher
334 Seiten, komplett in Farbe, fester Einband
dpunkt, 2014
ISBN: 978-3-86490-086-0 (Print)
Print 36,90 EUR
E-Book 29,99 EUR

Leider nur noch antiquarisch erhältlich!

Unterschiedlich aufgemacht, ist beiden gemeinsam, dass sie sich sehr tiefgehend mit dem Thema auseinandersetzen. Für beide Bücher sollte man die Grundlagen der Fotografie beherrschen, denn in diese wird hier nicht eingeführt! Auf das Spezialgebiet Makrofotografie bezogen wird sowohl der Makro-Anfänger an das Thema herangeführt, wie auch der Fortgeschrittene angeregt, neue Herangehensweisen zu wagen.
Langlotz' Buch ist ein wenig text-, Harnischmachers fotolastiger. Die Fotos sind in beiden Fällen von sehr hoher Qualität und belegen das in den Texten Geschriebene sehr gut, sind also nicht nur zum Selbstzweck beigepackt. In beiden Bänden dominiert Naturfotografie, bei Langlotz noch etwas deutlicher als bei Harnischmacher. Im Gegensatz zu anderen Rezensenten sehe ich das nicht als Nachteil an, denn die Erkenntnisse (so sie sich denn beim geneigten Leser einstellen) lassen sich bequem auf andere Gebiete übertragen.
In beiden Büchern findet sich der Hinweis darauf, speziell benötigte Makro-Utensilien und -Zubehör selbst zu bauen. Vieles ist weder schwierig noch zeitaufwändig, ganz nebenbei kann man oft auch viel Geld sparen. Konsequenterweise finden sich in beiden Büchern konkrete Anregungen und Anleitungen für den Selbstbau. Kleine Anmerkung für gleichzeitig Panorama-Fotografie-Interessierte: Bei geschickter Auslegung des Makro-Zubehörs für Kamera und Stativ kann man dieses sowohl für die Makro- wie für die Panorama-Fotografie nutzen und sich als Hobby-Fotograf u. U. den Kauf eines speziellen, teuren Panorama-Kopfes ersparen! In Harnischmachers Buch findet sich zusätzlich zum reinen Fotozubehör eine umfangreiche Liste hilfreicher Utensilien für die Makrofotografie, an die man sonst oft nicht denkt.
In Langlotz' Buch finden sich zahlreiche, vom Fließtext abgesetze Blöcke mit mathematischen Grundlagen; alles sehr gut verständlich und nachvollziehbar dargeboten! Das braucht man sicher nicht jedesmal, wenn man ein gutes Makro-Foto schießen möchte, ist aber sehr hilfreich, wenn man die Makrofotografie wirklich durchschauen und die Grenzen seiner Ausrüstung verstehen möchte. Im Angebot aktueller Makrofotografie-Bücher ist die Ausführlichkeit und Tiefe dieses Bereiches zur Zeit echtes Alleinstellungsmerkmal.
Wenn ich auch unterm Strich Langlotz mit geringem Vorsprung vorne sehe, beschaffte ich mir am Ende meiner Recherche beide Bücher, weil sie sich sehr gut ergänzen.
04.09.2016
Sach- und Produkt-Fotografie
In der Vergangenheit entdeckte ich immer wieder einmal Bücher für die Bereiche Objekt-, Sach- und Produktfotografie. Ich empfand sie meist als schöne, bunte Bilderbücher oder romanartige Textwüsten – beides nicht unbedingt zum systematischen Lernen geeignet. Ein neues Buch, welches das Beste aus beiden Extremen zu einem rundum gelungenen Lehr- und Nachschlagewerk vereint, möchte ich nun hier vorstellen:
 
Objektfotografie
Die große Fotoschule
Von Jürgen Herschelmann
 

 
358 Seiten, in Farbe, fester Einband
Rheinwerk, 2021
ISBN 978-3-8362-8019-8 (Print)
Print 39,90 EUR
E-Book 39,90 EUR


Anmerkung: Die digitale Ausgabe dieses Werkes erhielt ich als kostenfreies Rezensionsexemplar direkt vom Verlag. Meine Meinung zum Buch hat das in keiner Weise beeinflusst!
Gleich im ersten Kapitel des Buches Objektfotografie lassen die Empfehlungen für Kamera, Zubehör und Studio als Zielgruppe in erster Linie professionelle Fotografen vermuten. Der Autor erwähnt jedoch, dass auch mit weniger Aufwand gute Ergebnisse in der Objektfotografie erzielt werden können. Das geht bis hin zum Rat, verschiedenes Zubehör selbst anzufertigen. Pläne für solche Selbstanfertigungen fehlen zwar, aber sie hätten wahrscheinlich Umfang und Fokus des Buches gesprengt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass viele Hilfsmittel problemlos auch ohne besondere Anleitungen realisierbar sind, wenn man über ein klein wenig Bastelerfahrung verfügt und nicht gerade mit zwei linken Händen ausgestattet ist.
Für mich ergeben sich als wichtigste Erkenntnisse aus dem Lesen des Buches: Gute Objekt-Fotos erfordern ein gut durchdachtes Arrangement der Objekte und eine kluge Lichtführung. Die für das Fotografieren benötigte technische Ausstattung muss zwar oft – dem konkreten Anwendungszweck der Fotos geschuldet – Minimalanforderungen genügen, lässt aber immer auch Variationen zu.
Das Buch eignet sich also für einen deutlich breiteren Anwenderkreis als eingangs vermutet. Die Berufsfotografin in der Werbeagentur wird angesprochen, ebenso aber auch der ambitionierten Hobbyfotograf – und sogar der Verkäufer, der gelegentlich Produkte mittels Smartphone fotografieren und auf einer Internet-Verkaufsplattform anbieten möchte.
Die große Fotoschule“ ist grob in drei Teile gegliedert. Im ersten führt Herschelmann in acht Kapiteln in das Thema Objektfotografie ein. Das geht von Aurüstung und fotografischen Grundlagen über die Lichtführung mit natürlichem oder künstlichem Licht bis hin zu spezielleren Themen. Schon hier finden sich für jeden Kenntnisstand immer wieder viele hilfreiche Praxis-Tipps. Die Objekte selbst können klein sein und die Makro-Fotografie tangieren (Schmuck, Uhren) oder aber auch groß wie ein Schrank oder ein Auto – der Schwerpunkt liegt allerdings im mittleren Bereich. Die meisten Objekte werden im Studio fotografiert, in Kapitel 6 „Objekte on location“ wird es jedoch verlassen, um sie draußen abzulichten.
Besonders spannend ist der gut 100 Seiten umfassende, mittlere Praxis-Teil mit Kapitel 9: Hier werden im Stile kleiner Workshops à zwei bis vier Seiten konkrete Aufbauten für rund 40 verschiedene Motive vorgestellt. Für jeden Aufbau gibt es detaillierte technische Daten, eine grafische Lichtset-Darstellung, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung (teils mit Tipps zur Bildbearbeitung) und natürlich das endgültige Foto. Schnelle, einfach umzusetzende Sitzungen wechseln mit komplexen, zeitlich aufwändigeren. Alle Workshops sind übersichtlich und gut verständlich aufgebaut, so dass es kaum Probleme bereiten sollte, ähnliche Situationen nachzustellen.
Schließlich widmet sich der Autor im letzten Teil mit dem Kapitel 10 noch der Bildbearbeitung mit den Standard-Programmen von Adobe. Hier geht es eher um grundlegende Arbeitsabläufe und einige Spezialitäten, als um eine breit angelegte, tiefgehende Einführung in Lightroom und Photoshop. Diese Zurückhaltung kann ich nur unterstützen, denn zum einen arbeitet nicht jeder mit den genannten Programmen und zum anderen gibt es dafür gute, spezialisierte Literatur (s. auch nächsten Abschnitt Bildbearbeitung).
Was mir im Buch ein wenig zu kurz kommt, ist die Beschreibung der Erstellung bestimmter Freisteller – und zwar solcher für beispielsweise Katalog-Fotografie, wo am Ende der Bearbeitung Objekte frei jeden Hintergrunds vorliegen müssen. Die beiden Blöcke über Freisteller in Kapitel 3 und 10.7 gehen darauf nicht detailliert genug ein; weder für die Aufnahmesitzung noch für das eigentliche Freistellen in der Bildbearbeitung. Für eine zukünftige Auflage könnte ich mir einen ergänzenden, kleinen Workshop im Praxis-Kapitel 9 „Motive“ vorstellen, über eine freizustellendes Produkt wie beispielsweise einer Kamera o. ä.
An vielen Stellen wird das Buch durch kurze Exkurse in Nebenthemen sowie Interviews mit verschiedenen Fotografinnen und Fotografen aus dem weiten Bereich der Objektfotografie aufgelockert. Der Lesefluss wird dadurch kaum gestört, aber das Buch auf eine gute Art abgerundet – mir jedenfalls gefällt es, auch einen kleinen Blick über den Tellerrand gezeigt zu bekommen! Besonders interessant fand ich den Exkurs Objektfotografie als Beruf, wo der Autor mit klaren, ehrlichen Worten den derzeitigen Zustand und Zukunftsaussichten beschreibt. Aus meiner Sicht sind seine Aussagen auf viele Bereiche der professionellen Fotografie übertragbar.
Auch Herschelmanns Sprache gefällt mir. Angenehm sachlich, ohne Ballast, lässt sich das vermittelte Wissen leicht aufnehmen. Die Anzahl der unterstützenden Abbildungen liegt für mich im idealen Bereich; so entsteht weder ein reines Foto- noch ein allzu textlastiges Buch. Über die Inhalte der Fotos ließe sich teilweise sicher streiten, ihre Qualität steht allerdings außer Frage. Man sieht ihnen immer an, dass sie mit großem Aufwand und viel Liebe zur Sache gestaltet wurden. Der Rest ist zu einem großen Teil Geschmackssache – und halt nicht immer meiner.
Das Layout, das der Verlag beisteuerte, ist rheinwerktypisch ohne Fehl und Tadel. Sehr ansprechend, mit gut lesbaren Schriften und hochwertigen, fein aufgelösten Fotos und Grafiken unterstützt es den Autor kongenial.
Die E-Book-Ausgabe (PDF) folgt dem Layout des gedruckten Buches 1:1. In die Abbildungen lässt sich bei Bedarf gut hineinzoomen, ohne dass zu früh eine Aufpixelung stattfindet. So sind bei Bildschirmfotos auch kleinere Bildschirmschriften noch gut lesbar. Sowohl auf einem großen PC-Monitor wie auch auf einem kleinen Laptop- oder Tablet-Bildschirm lässt sich das PDF angenehm lesen.
Fazit
Der Autor lüftet in seinem Werk die kleinen Geheimnisse hinter hochwertigen Objektfotos und gibt detailliert preis, wie sie entstehen.
Das macht dieses Buch zu einem wertvollen Ratgeber für alle, die in irgendeiner Form Objekte im weitesten Sinne fotografieren möchten oder müssen. Die Inhalte muten anspruchsvoll an; tatsächlich lassen sich viele Ideen jedoch auch mit einfacher Ausrüstung umsetzen. Die große Fotoschule Objektfotografie spricht ein breites Leser-Spektrum an.
Im Studio arbeitenden Berufsfotograf(inn)en wird es vielleicht nicht allzuviel Neues bieten. Als Hauptzielgruppe sehe ich ambitionierte Hobbyfotografen. Ganz besonders möchte ich es jedoch all den Verkäufer(inne)n auf Internetplattformen empfehlen, die ihre Fotos – oftmals mehr schlecht als recht – selbst erstellen. Sie können in diesem anschaulich und gut verständlich aufgemachten Werk lernen, ihre Produkte ansprechend zu präsentieren und beim potentiellen Kunden Neugier zu erwecken.
21.01.2022

Kontakt: E-Mail an mediendesign [ät] posteo [Punkt] de
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